Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung – Die Zukunft neu gestalten

Überblick, Einführung

Ein modernes Regenwassermanagement verfolgt heute gleichzeitig mehrere Ziele. Wo früher die Entwässerungssicherheit das alleinige Ziel der Planung war, gilt es heute den Wasserkreislauf auch im urbanen Raum dem des unbebauten Zustands anzugleichen, Stoffeinträge in die Gewässer zu reduzieren und positive Effekte der Stadtklimatisierung zu erzielen.

Abbildung: Maßnahmen zur Erreichung einer naturnahen Regenwasserbewirtschaftung (Quelle: UBA)

Die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung zielt darauf ab, Wasserrückhalt statt einer raschen Ableitung von Regenwasser zu fördern. Dies kann durch das Sammeln des Wassers in Becken oder Überflutungsflächen, den Verzicht auf versiegelnde Flächenbeläge oder die Nutzung von Regenwasser zur Gebäudekühlung geschehen. (Nähere Infos dazu und Quelle: UBA)

Eine möglichst naturnahe Regenwasserbewirtschaftung bringt wesentliche Vorteile mit sich:

  • Der natürliche Wasserkreislauf kann annähernd aufrecht erhalten bzw. wiederhergestellt werden
  • Die Wohn- und Lebensqualität in den Siedlungsgebieten kann positiv beeinflusst werden
  • Die Kosten für Regenwasserabflusskanäle können reduziert und Kläranlagen entlastet werden

Durch den Klimawandel mit steigenden Temperaturen und längeren Trockenperioden wird ein Absinken des Grundwasserspiegels einhergehen, mit erheblichen Nachteilen für die bestehende Pflanzenversorgung mit Wasser. Zudem soll durch vermehrte Baumbepflanzung das Lokalklima in den Städten verbessert werden, was weitere Wasserrecourcen erfordert. Auch die Landwirtschaft wird zur Beregnung mehr Wasser benötigen. Und die Auswirkung auf die Trinkwasservesorgung wird für die Wasserwerke in Zukunft eine immer größere Herausforderung.

Auch aus dieser zunehmenden Problematik heraus ist eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung mehr denn je erforderlich.

Abbildung: Wasserhaushalt vor und nach der Bebauung/Versiegelung (Quelle: Dezentrale naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, Leitfaden Hamburg, S. 9)

Durch gezielte Speicherung und Versickerung von Regenwasser kann die durch Versiegelung verminderte Grundwasserneubildung lokal annähernd wieder ausgeglichen werden und so den sonst entstehenden Wasserverlust im Untergrund vermindern (s. Punkt 4).

Der Begriff „naturnahe Regenwasserbewirtschaftung“ fasst eine Vielzahl möglicher Einzelmaßnahmen zusammen, aus deren Kombination – in Abhängigkeit von den jeweiligen Anforderungen und den örtlichen Gegebenheiten – individuelle Entwässerungskonzepte entstehen können.

Weiterführende Infos finden Sie unter Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung für nachhaltigere Städte.

Im Folgenden werden die einzelnen Bausteine des Konzeptes sowie deren Umsetzungsmöglichkeiten vorgestellt. Dazu zählen:

  • Vermeidung bzw. Reduktion von Regenwasserabflüssen
  • Verdunstung von Regenwasser
  • Nutzung von Regenwasser
  • Versickerung von Regenwasser
  • Einleitung von Regenwasser in Oberflächengewässer
  • Behandlung von verschmutztem Regenwasser

1. Ziel: Vermeidung von Regenwasserabflüssen

Durch gezielte Planung und intelligente Umsetzung sowie Vermeidung von großzügig versiegelten Flächen kann schon ein Teil der Niederschläge auf natürlichem Weg im Boden versickern. Dazu können auch zusätzlich Ökopflaster und Gründächer beitragen. Durch Entsiegelung und Neugestaltung von Parkflächen, Stellplätzen, Wegen und Zufahrten kann im öffentlichen sowie im privaten Bereich ein Teil der direkten Regenwasserabflüsse vermieden werden.

Ist eine Versiegelung von Flächen z.B. durch Bebauung nicht zu vermeiden, muß das Niederschlagswasser gezielt gesammelt und möglichst durch Versickerung dem Grundwasser zugeführt werden. Das Regenwasser ist nicht länger als Abwasser zu betrachten, das im Kanal entsorgt wird.

2. Verdunstung von Regenwasser

Durch zusätzliche Bepflanzung z.B. von Bäumen in den Städten kann das Mikroklima verbessert werden. Die Beschattung verringert die Boden-Oberflächentemperatur und durch die Verdunstung entsteht ein weiterer Kühleffekt, der die Lufttemperatur während einer Hitzeperiode deutlich senkt. Ein Bericht zum BMBF-Forschungsprojekt „Stadtgrün wertschätzen“.

Auch durch Fassaden- oder Dachbegrünung wird die Verdunstungsmöglichkeit erhöht.

3. Nutzung von Regenwasser

Die Nutzung von Regenwasser kann mit einem ausreiched großen Speichervorrat erfolgen, der vor allem die regenarmen Sommermonate überbrücken soll. Je nach Nutzungsart und benötigter Wassermenge in Haus/Garten ist die Tankgröße zu optimieren, um die Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Dabei ist auch die Größe der beregneten und angeschlossenen Fläche (Dachfläche) ein wichtiger Punkt für die Ermittlung der Tankgröße.

Die Nutzung von Regenwasser können sowohl Frischwassergebühren, als auch Niederschlagswassergebühren gespart werden.

4. Ökologisch nachhaltige und naturnahe Regenwasserversickerung

Dieser Punkt wird hier auf meinem Blog mit der Versickerung verfolgt. Zunächst erfolgt von der technischen Seite her die Planung und Berechnung einer Versickerungsanlage mit allen Nebenbedingungen bis zur Beantragung nach DWA-Arbeitsblatt DWA-A 138 mit dem Entwässerungsantrag.

Mit den Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung z.B. der Bepflanzung einer Versickerungsmulde ist diese Versickerungsform sowohl ökonomisch als auch ökokogisch eine sehr gute Wahl und verbindet mehrere Vorteile.

Sie kann mit geringem Aufwand und wenig Material umgesetzt werden und ist auch um Betrieb ohne Technik und auf lange Sicht nachhaltig. Eine Versickerungsmule erhöht lokal die Grundwasserneubildung und auch die Verdunstung ist gegenüber einer Ableitung des Regenwassers vorteilhaft.

Siehe zu diesem Thema auch die Seite: Nachhaltige Regenwasserversickerung mit einem Diskussionsansatz für einen neuen Schichtaufbau ohne Oberboden in einer Versickerungsmulde.

5. Einleitung von Regenwasser in ein Oberflächengewässer

Eine Möglichkeit, wenn z.B. eine Versickerung auf dem Grundstück wegen zu geringer Bodenduchlässigkeit oder anderer Gründe nicht möglich ist, kann die behutsame schadlose Einleitung des Niederschlagswassers in ein nahegelegenes Oberflächengewässer (Graben, Bach, Teich, See) sein. Auch diese Einleitung ist i.d.R. genehmigungspflichtig und ggf. auch mit Auflagen verbunden. Durch eine gedrosselte Einleitung des vorher gespeicherten Niederschlages wird der Vorfluter nicht zusätzlich belastet (Drosselabfluss).

Allerdings gelangt hierbei das Regenwasser zunächst und in den meisten Fällen nicht ins Grundwasser.

6. Behandlung, Reinigung von verschmutztem Regenwasser

Die Behandlung d.h. die Reinigung in Sedimentationsanlagen, Absetzbecken oder -teichen oder durch eine technische Filterung kann verunreinigtes Niederschlagswasser wieder so aufbereitet werden, dass es unschädlich versickert oder abgeleitet werden kann.

Die Bewertung, ob eine Behandlung erforderlich ist, und die Wahl der Behandlung erfolgt formalisiert nach dem DWA Merkblatt DWA-M 153 (s. Beispiel).